Hast du auch schon von der 100-Dinge-Challenge gehört? Das ist eine Challenge, bei der man versucht über einen selbst festgelegten Zeitraum, z.B. einen Monat lang, mit nur 100 Dingen auszukommen. Die Zahl Hundert erscheint einem vielleicht beim ersten Hören erst einmal gross. Wenn man aber alle seine Gegenstände zählt, wirkt diese Menge plötzlich winzig! Ich ging letzte Woche mal durch meine Wohnung und versuchte zum Spass alle meine Besitztümer zu zählen: Alleine in meinem Schlafzimmer kam ich schnell auf über hundert. Dies liess mich nachdenken! Brauchen wir wirklich so viele Besitztümer und warum kaufen wir immer mehr? Und was bedeuten diese grossen Ansammlungen von Dingen eigentlich genau für unser Klima?
Laut Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) besitzt ein Schweizer Haushalt durchschnittlich über 10’000 Gegenstände und es werden jährlich mehr. Das klingt nach viel! Warum kaufen wir Schweizer/innen so viele Produkte? Zum einen kaufen wir unsere benötigten Alltagsgegenstände wie Teller, Tassen, Kleidung oder Hygieneartikel und davon meist einiges Extra – denn man weiss ja nie.
Zum anderen kommen dann die Wohlfühleinkäufe hinzu. Wir kennen es alle: man hatte eine strenge Woche oder will sich seit langem wieder etwas gönnen und sieht dann die Duftkerze oder ein anderes „schönes“ Objekt, das einem Freude bereiten könnte. Schnell landen diese Dinge im Einkaufkorb und die Stimmung steigt. Sobald man dann jedoch zuhause ist, hat man oft doch keine Lust oder Zeit die Kerze anzuzünden oder das Gekaufte in Gebrauch zu nehmen. So landen die nagelneuen Sachen dann als Dekoration auf der Kommode oder im Schrank – und verstauben. Erst einmal spielt das aber keine Rolle, denn der Kauf an sich hat seinen eigentlichen Zweck, die Stimmung zu heben, ohnehin schon erfüllt! Und so sammeln sich immer mehr Gegenstände in unserem Haushalt an. Manche braucht man wirklich, andere kaufen wir einfach aus einer Stimmung heraus.
Sich etwas gönnen zu können, sollte auch weiterhin möglich sein. Man sollte sich jedoch vor jedem Kauf bewusst in Erinnerung rufen, dass sowohl die Produktion und der Transport von neuen Produkten, wie auch die Entsorgung der alten mit CO2-Emissionen verbunden ist. Somit trägt unser Konsumverhalten zur CO2-Belastung und zum Klimawandel bei.
Etwas Neues kaufen, obwohl das Alte noch intakt ist oder leicht repariert werden kann? Das muss nicht sein! Durchschnittlich wirft ein/e Schweizer/in pro Jahr etwa 20kg elektronische Geräte und Textilien weg, die oftmals noch zu gebrauchen sind oder mit wenig Aufwand repariert hätten werden können. Diese zusätzlichen Abfallberge verursachen erneut CO2-Emissionen, die der Umwelt und dem Klima schaden.
Schaut man z.B. den ganzen Lebenszyklus eines Handys an beginnend bei der Produktion über die Nutzung bis hin zur Entsorgung, entsteht die Hälfte der gesamten CO2-Emissionen bei der Produktion. Würden wir Europäer/innen unsere Handys ein Jahr länger nutzen, statt direkt ein neues zu kaufen, könnte man europaweit jährlich 2 Millionen Tonnen CO2 einsparen.
Ähnliches gilt auch für unsere geliebte Blue-Jeans: Bei der Produktion einer solchen wird neben 8’000 Liter Wasser auch noch 15kg CO2 benötigt. Das Verlängern der Lebensdauer einer Jeans durch das Flicken von Löchern oder durch Weitergeben an Freunden und Bekannten hilft die enorme Klimabelastung durch die Herstellung zu reduzieren.
Ich begrüsse es sehr, dass die Secondhandläden, die Repair-Cafés und das Sharing immer mehr ins Bewusstsein der Leute rücken. Suffizienz wird immer mehr zum Trend. Der Suffizienz-Gedanke hilft mir persönlich mein Leben selbstbestimmter und bewusster zu gestalten. Er spart Kosten und hilft ganz nebenbei auch noch dem Klima 😉.
Fragst du dich nun, wie du mitmachen kannst? Der erste Schritt beginnt immer beim Bewusstsein. Nimm dir doch kurz Zeit und überlege dir, welche Dinge du im letzten Monat gekauft hast. Waren diese Sachen unabdingbar? Wie oft wirst du sie gebrauchen? Wöchentlich oder doch nur einmal jedes halbe Jahr? Welche Gegenstände hast du im letzten Monat ausgemistet und weggeschmissen? Waren diese Produkte kaputt? War es unmöglich sie zu reparieren?
Hier sind meine Tipps für einen suffizienten Lebensstil:
Probiere es einfach aus und tausche dich mit Freunden aus, denn am meisten Spass macht es zusammen!
Sharing
- Wenn du etwas Neues brauchst, wie zum Beispiel ein Waffeleisen für einen Brunch, dann frage doch mal in deinem Freundeskreis oder in deiner Nachbarschaft herum. Sicherlich hat jemand ein Waffeleisen und kann es dir ausleihen. Oder du klickst dich mal durch eine Sharing Plattform, dort gibt es viele verschiedene Produkte, die man ausleihen kann, um Ressourcen zu sparen.
- Oder wenn dir das neue T-Shirt deiner Freundin gefällt und du nun das gleiche haben möchtest: Frage sie doch, ob sie es dir ab und zu ausleihen könnte, statt es dir selbst neu zu kaufen. Das kommt für dich wesentlich günstiger und dein CO2-Fussabdruck wird nicht erhöht.
Repairing
- Dein Staubsauger ist kaputt gegangen? Einen neuen zu kaufen, belastet das Klima und den alten reparieren zu lassen, kostet zu viel? Schau doch mal bei einem Repair-Café vorbei, dort kannst du mithilfe von Profis deine Haushaltsgeräte und vieles mehr reparieren. Die Werkzeuge kannst du dort gratis benutzen und die benötigten Ersatzteile kannst du ebenfalls gleich vor Ort kaufen
Secondhand
- Du brauchst einen neuen Anzug für einen Geschäftsanlass? Aber du willst nicht zu viel ausgeben und auch das Klima nicht unnötig belasten? Dann schau doch mal in einem Secondhand-Laden vorbei. Du wirst erstaunt sein, was für Schätze du dort finden kannst. Hier eine kleine Vorauswahl der UBS von Secondhand-Läden verteilt über die ganze Schweiz.
- Beim Ausmisten deiner Kleider bist du auf ein altes T-Shirt gestossen, dessen Farbe dir gar nicht mehr gefällt? Oder du brauchst neue Vorhänge in deinem Zimmer? Wie wäre es, wenn du die ausgemisteten Sachen zu einem Secondhand-Laden bringst oder du deine Freunde und Nachbarn fragst, ob sie etwas davon gebrauchen könnten?
- Du kannst deine ausgemisteten Sachen auch ganz einfach auf einer der unzähligen Webseiten, wie z.B. Ricardo einstellen und weiterverkaufen. Dann verdienst du sogar noch etwas an deinen alten Gegenständen und eine andere Person spart sich die CO2-Ausstossung einer Neuanschaffung.
Suffizienz heisst für mich bewusster Konsum, gemeinsam geniessen, teilen und reparieren. «Weniger ist mehr»: man braucht nicht unendlich viele Gegenstände, um glücklich zu sein.
Dir hat das Secondhand-Prinzip zugesagt und du möchtest gerne deine positiven Erlebnisse mir der Welt teilen? Mach mit bei unserem Werbespott-Wettbewerb «Less is more» und begeistere weitere Personen mit einem 40-Sekunden Kurzfilm zum Thema Secondhand. Vielleicht gewinnst du mit deiner kreativen Idee den Less is More-Kurzfilm- Award 2020!