Was ist die beste Art und Weise um zu erfahren, wie der Klimawandel unsere Lieblingsgletscher beeinflusst? Sicherlich ist es nicht eine Grafik der Eisfläche in einer Powerpoint-Präsentation und auch Satelliitenbilder helfen nur bedingt weiter: Der beste Weg herauszufinden, wie es unseren Gletschern geht, ist es, sich diese unmittelbar vor Ort anzuschauen!
Am 7. August 2019 wanderte eine begeisterte Gruppe aus mutigen Schneeliebhabern zusammen mit MYBLUEPLANET zum Morteratschgletscher in der Schweiz, um die Kampagne I AM PRO SNOW zu unterstützen. Die Kampagne wurde innerhalb des Climate Reality Projekts gestartet, einer gemeinnützigen Organisation, die von Al Gore gegründet wurde. Der ehemalige US Vizepräsident und Nobelpreisträger engagiert sich ausserordentlich für Bildung und Aufklärung im Bereich Klimawandel. MYBLUEPLANET bringt die Kampagne in die Schweiz und ermutigt Gondelbetriebe und Berggemeinden dazu, vollständig auf erneuerbare Energiequellen umzuschwenken.
Wir trafen uns am Vortag in St. Moritz, wo wir genug Zeit hatten, gemeinsam zu Essen, Karten zu spielen und über den Klimawandel zu sprechen. Wir unterhielten uns über die Auslöser des Klimawandels und darüber wie das Wetter, die Niederschläge und die Wirtschaft mitttlerweile durch den Klimawandel beeinflusst werden. Ausserdem lernten wir wie man konkret als Privatperson und als I AM PRO SNOW Botschafter dagegen ankämpfen kann. Die I AM PRO SNOW Botschafter Seraina Boner, Kalle Koblet, Valtin Flütsch und Felix Keller waren Teil der Gruppe und wollten sich ebenfalls ein Bild über den starken Rückgang des Morteratschgletschers machen.
Das Abenteuer startete früh morgens mit einem ausgiebigen Frühstück. Felix Keller erklärte uns, inwiefern Gletscher vom Klimawandel betroffen sind und was die Konsequenzen vom schwindenden Gletschereis sind. Er zeigte uns dann auch, wie Wasservorräte im Sommer durch den Bau einer Eis Stupa gestreckt werden können. Ein Eis Stupa ist eine einfache technische Lösung dafür, Schmelzwasser zu lagern und wiederzuverwenden. Viele dieser Eis Stupas wurden im indischen Ladakh gebaut, um die umliegenden Felder zu bewässern. In der Schweiz werden Sie eingesetzt um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen.
Der Morteratschgletscher ist wirklich bemerkenswert. Sein höchster Punkt liegt über 3’900 m, während sein Zungenende bis auf 2’060 m herunter ragt. Zusammen mit dem Persgletscher, welcher sich unterhalb der Felsformation Isla Persa mit dem Morteratschgletscher vereinigt, beträgt die Gesamtgrösse der Eisfläche 16 km2 – das entspricht 1’772 Fussballfeldern. Auch die Dicke der Eisschicht ist mit durchschnittlich 70 m beeindruckend. An der dicksten Stelle unterhalb des Piz Morteratsch erreicht die Eisschicht sogar 300 m und bietet damit genug Platz für den kompletten Eiffelturm ohne Antennenspitze.
Unglücklicherweise zog sich der Morteratschgletscher seit 1878 um fast 3km zurück. Somit hatten wir die traurige Gelegenheit einen Teil der Strecke auf der Gletscherunterlage zu laufen. Durch die Schilder, die in 5-Jahres-Schritten die alten Gletscherausmasse markierten, fühlte es sich fast so an, als würden wir eine Zeitreise machen. Als wir endlich das Zungenende erreichten überzeugte uns ein aufkommender Sturm davon, lieber um den Gletscher herum zu laufen als direkt oben drüber. Sicherheit geht vor!
Während wir wanderten und die Natur um uns herum bewunderten, erzählte Felix mehr über den Morteratschgletscher. Der Gletscher ist ein lebender Beweis dafür, dass grosse Gletscher langsamer auf Klimaveränderungen reagieren als kleinere. Als grosser Gletscher schmilzt der Morteratschgletscher recht langsam mit einer Geschwindigkeit eines halben Kubikmeters pro Sekunde. Im Jahre 2009 gab esein ganz besonderes Naturereignis. 4°C warmes Schmelzwasser erzeugte einen grossen kreisförmigen Sprung im Eis. Dabei entstand eine wunderschone blaue Eishöhle. Zusammen mit zwei anderen Eishöhlen, wurde daraus eines der grössten Höhlensysteme in der Schweiz. Das Ganze war ein imposantes und flüchtiges Naturspektakel: Da Eishöhlen ziemlich unstabil sind, verwandelten sich die Höhlen schon im kommenden Jahr in einen Schmelzwasserfluss.
Nachdem wir stundenlang mit strahlenden Gesichtern durch ungemütliches Wetter gewandert sind, erreichten wir eine warme Hütte, in der wir eine stärkende Mahlzeit zu uns nehmen konnten. Dank Felix erfuhren wir, dass es noch Hoffnung gibt, die Grösse unserer Gletscher zu stabilisieren und ihre Funktion als Wasserreservoirs zu bewahren: durch das einzigartige und ehrgeizige Projekt namens “Mort-Alive”. Anschliessend stellten wir uns dem Nebel und Regen erneut, um zurück zur Gletscherunterlage zu wandern.
Es war eine wunderbare Erfahrung. Wir haben uns gegenseitig besser kennen gelernt und konnten uns dabei über Sport und Bergerfahrungen austauschen. Wir erfuhren sehr viel über die Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen und konnten den massiven Rückgang des Morteratschgletschers seit 1878 mit eigenen Augen sehen.
Vielen Dank an:
– Adrian, dafür dass du im rauen Wetter für unsere Sicherheit gesorgt hast
– Felix, für die tiefen Einblicken in Eis Stupas und dem Gletscher an sich
– Roman, für das Filmen der ersten Elemente für unsere Videos
– Jan & Patricia, für eure Hilfe und dafür, dass ihr Bilder gemacht und diese auf Social Media geteilt habt
– Joelle und MYBLUEPLANET, für das Organisieren dieses tollen Ausflugs!
– alle Mitwanderer, für die fröhlichen Gesichter trotz Regen!
Von tiefsten Herzen: vielen lieben Dank an Alle für die Teilnahme an der Morteratschgletscher-Tour! Es hat mal wieder verdeutlicht: Die Zeit etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen ist jetzt!
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